Der Fluss Ihna ist der längste rechte Nebenfluss der Oder in
deren unterem Lauf. Auβer Stargard liegen die Städte Reetz und Gollnow an der
Ihna.
Laut
Legenden sei der gewundene mäandrierende Fluss
von einem Teufel herausgeackert worden, den Einwohnern zum Trotz. Er habe dazu
zwei miteinander verzankte Hexen angespannt, die den Pflug in verschiedene
Richtungen gezogen hätten. Trotz höllischer Herkunft heile das am Ostermorgen
aus dem Fluss geschöpfte Wasser jede Augenkrankheit.
Die
Ihna war Jahrhunderte lang so wichtig für Stargard, dass ihr Symbol samt dem
pommerschen Greif im Stadtwappen abgebildet wurde. Tausend Jahre war sie
schiffbar, im Mittelalter trug sie zur Entwicklung und der Stärke der Hafenstadt
bei. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts stellte sie einen so leistungskräftigen
Wasserweg dar, dass Stargard zum gröβten Weizenexporteur in Westpommern wurde.
Die auszuführenden Waren wurden in dem innerhalb der Stadtmauern liegenden Hafen
(der innere Hafen war ein Unikum nicht nur in Pommern) auf die Barken geladen.
Die innerhalb der Festung liegende Insel durchkreuzten damals zwei Flussarme, wo
die Waren auch umgeschlagen wurden, was die Leistung des Stargarder Hafens
wesentlich erhöhte. In dem an der Ihnamündung gelegenen Vorhafen, der der Stadt
gehörte, fand das Umladen auf die Hochseeschiffe statt. Der Reichtum und die
Unabhängigkeit der Stadt waren Ursache zahlreicher Konflikte mit Konkurrenten.
Trotz des herzoglichen Privilegs der freien Schifffahrt bemühten sich Gollnow i
Stettin, Stargard an der Flöβerei zu hindern, indem sie zeitweise das Flussbeet
von der Ihna versperrten. Es kam sogar zu einem offenen unentschiedenen Konflikt
mit Stettin ( sog. „Weizenkrieg“). Zu jener Zeit waren die Städte
gleichbedeutend und sie lagen in verschiedenen Herzogtümern. Die Bürger und die
bewaffneten Söldner kämpften zu Wasser und zu Lande. Den gröβten Handelskrieg
Pommerns beendete der Waffenstillstand in Kublank.
Die
Ihna trieb auch die groβe herzogliche Mühle und dann (seit dem 18. Jahrhundert)
die Stadtmühle an, und von Ihnazuflüssen (Krampehl und Kleine Ihna) wurden
andere Stargarder Mühlen angetrieben. Der Fluss lieferte den Einwohnern auch
Fische.
Der
Fluss bot der Stadt einen natürlichen Schutz, indem er vor den Stadtmauern und -
wällen Feucht- und Wasserflächen bildete sowie - nach vorheriger Aufstauung
- die meisten tiefen Stadtgräben mit Wasser speiste.
Die
Ihna war auch für die Stargarder Handwerker von Bedeutung. Besonders die
zahlreichen Gerber und Tuchmacher waren von ihr abhängig, weil sie deren
Walkmühlen antrieb. Auch später war die Rolle des Flusses für die Industrie
nicht zu überschätzen. Für alle Bürger war der Fluss eine Wasserquelle und eine
Erholungsstätte.
Es
kam auch vor, dass die Ihna gefährlich war. Ihre Überschwemmungen im Frühling
und häufige, ernste Fluten zwangen die ehemaligen Stargarder den Fluss zu
regulieren und Wasserentlastungskanäle und Retentionsbecken zu errichten.
Die
heutige Ihna ist wieder ein Fluss voller Fische. In ihrem mittleren Lauf
bewässert sie zahlreiche Anbaufelder und die Kanuten betrachten sie als einen
interessanten Wasserweg.